15-jähriges Klassentreffen

Anne/ Februar 7, 2017/ Aus dem Leben

Ein aufregendes Wochenende liegt hinter mir und nun muss ich doch mal darüber berichten.
Denn…zak…ich fühle mich direkt mal so richtig alt 😀
Am Wochenende fand tatsächlich schon das 15-jährige Klassentreffen statt.
Nein!
Nicht von der Grundschule.
Schön wär’s 😀

Warum ich so nervös war

Meine Schulzeit war nicht gerade die beste.
Ich war sozusagen eine Streberin.
Seid das mal auf einer Mittelschule (vielerorts auch Gesamtschule genannt). Zudem noch auf dem Lande. Und noch viel schlimmer im Osten.
Nein, man kann nun nicht alle über einen Kamm scheren. Es ist kein Hinterland in dem nur Assis leben.
Ich war einfach in einer Generation aufgewachsen bei der man gern aufmüpfig ist und der Stärkere sich dadurch beweist, dass er sich auch mal über den vermeindlich Schwächeren lustig macht. Hm, jetzt wo ich das so schreibe…hat sich das bis heute eigentlich geändert?
Und seid doch mal ehrlich, das kann einem überall passieren.

„Ich wurde also gemobbt.“

Nicht immer ersichtlich. Aber dennoch so, dass ich mich ungern an die Schulzeit erinnere.
Ich muss auch gestehen, dass ich die Zeit ganz gut aus meinem Kopf gelöscht habe 😀
Also ging ich mit ganz schönem Muffesausen zum Klassentreffen.

Meine Bewältigungsmaßnahmen

Zum einen mache ich mich immer, wirklich immer, wenn ich sehr unsicher bin so schick wie möglich.
Also wurden die Haare hochgesteckt, ein paar Strähnen kunstvoll herausgezogen und mit dem Glätteisen zu locken gedreht. Dann zog ich noch mein selbstgenähtes Shirt zu meinem wirklich schicken, legeren Blazer an.
Wären keine Minusgrade gewesen und das verdammte Dorf in dem wie uns treffen wollten, hätte einen ordentlichen Winterdienst, dann hätte ich noch meine superschicken Sacha Schuhe dazu getragen.
Eine weitere Maßnahme, die ich in solchen Situationen ergreife: Niemals allein dort auftauchen.
Zum Glück ging es einer Freundin aus damaligen Schulzeiten ähnlich. Also verabredeten wir, dass wir gemeinsam hingehen.

Und damit fing direkt ein Problem an

Die Freundin war an dem Tag im Dorf mit aktiv. Zampern. Kennt ihr das noch? Wenn die bunt gekleideten Leute mit ihren Blechdosen vor einem herumwedeln und man sich vor dem blöden Schornsteinfeger in acht nehmen muss, damit er einem das Make-up nicht ruiniert.
Tja, sie lief dort mit.
Wobei ich sie dort dann auch sah. Sie teilte mir spontan mit, dass sie beim Zampern bis zum Ende bleibt und erst später zum Treffen gehen würde. Da 2 Stunden Vorglühen am See geplant war und ich auch keine all zu große Lust zum Frieren hatte, war das für mich ok. Wir wären dann direkt zur Dorfkneipe marschiert.
Im nachhinein ärgere ich mich deswegen.
Wir gingen also gemeinsam zur Dorfkneipe und warteten dort auf den Rest der Meute.
Die kam dann auch pünktlich.

Und das große Widersehen konnte losgehen

Alle begrüßten sich (und auch mich) als wären wir die besten Freunde, die sich schon so lange nicht mehr gesehen hatten. Sehr überschwänglich. Ziemlich emotional. Und doch irgendwir falsch. So kam es mir jedenfalls vor.

„Manche Gefühle bekommt man eben nicht von jetzt auf gleich los.“

Da saß nun der ganze Haufen in der Kneipe. Der Geräuschpegel stieg an, es wurde wild durcheinander gesprochen. Bilder aus Schulzeiten liefen auf dem großen Bildschirm und wurden mit viel Gejubel gewürdigt.
Mit einem Mal war dann meine bereits erwähnte Freundin weg.
Im Nachbarraum feierten die Zamperer ihren Erfolg des Tages. Da hatte sie sich wieder angeschlossen.
Die daraufhin herrschende Meinung könnt ihr euch sicher vorstellen. Und damit auch warum ich das oben erwähnte Vorgehen ein wenig bereute. Hätte ich gewusst, dass sie sich bereits nach 30 Minuten absetzt, hätte ich meinen Mut zusammengekratzt und wäre allein zum Vorglühen gegangen.

Warum sich das gelohnt hätte

Ich hatte einen wirklich lustigen Abend!
Hätte man mir das vorher gesagt, hätte ich denjenigen für verrückt erklärt.
Aber es wirklich lustig.
Es gab da diesen Moment, als zwei ehemalige Klassenkameraden von ihrem ersten Kuss sprachen. Es fing alles mit einer toten Katze an. Um die drehte es sich dann immer wieder. Sodass die Geschichte sich gut 10-15 Minuten im Kreis drehte. Dann saß noch einer neben mir, der ständig ein hicks von sich gab. Echt fieser Schluckauf für mehrere Stunden 😀 Auf meiner anderen Seite saß einer mit dem ich mich zu Schulzeiten niemals verstanden, der sich aber während seiner Lehre bei meinem Vater extrem gemausert hatte. Er musste wegen der Geschichte und dem immer wiederkehrendem Hicks lachen. Richtig laut lachen! Das war so ansteckend, dass ich nicht anders konnte und mitlachte. Unsere kleine fünfer Gruppe wurde so manches Mal skeptisch betrachtet.
Dennoch war es echt lustig. So nach dem einen oder anderen Bier erst recht 😀
Ich unterhielt mich mit so vielen an dem Abend wie die letzten 15 Jahre nicht und ich ging erst kurz vor 3 Uhr morgens heim (bzw. zu meinen Eltern zurück).
Bei der Verabschiedung zog mich meine ehemalige Lehrerin beiseite. Sie meinte, dass ich sie positiv überrascht hätte. Ich hätte mich seit damals extrem gemausert. Jetzt nicht falsch verstehen, ich hatte schon damals kein Blatt vor den Mund genommen. Aber eben viel mit mir machen lassen. Wie schon erwähnt. Ich wurde gemobbt. An dem Abend fiel ich ihr also deswegen so positiv auf, weil ich mit fast jedem das Gespräch suchte und austauschte was wir die letzten Jahre und auch gerade so machen.
Irgendwie dann doch ein kleiner Dämpfer. Vielleicht denke ich auch verkorkst. Aber meinte diese Frau tatsächlich, dass ich selbst schuld daran war, wie man zu Schulzeiten mit mir umgesprungen ist? Ich hatte mich damals gewehrt. Aber das ging nach hinten los und machte es damals noch schlimmer für mich. Sodass ich mir einen Weg suchte die Zeit zu überstehen und meinen Abschluss mit für mich annehmbaren Noten zu machen.
Ja, da spricht mal wieder der Streber von damals 🙁

Im Endeffekt

Dennoch war der Abend schön. Blöder Abschluss, aber die Frau treffe ich so selten, dass ich das gesagte getrost wieder ausblenden kann und für mich die lustigen, schönen Sachen des Abends im Kopf behalte.
Ich wünsche mir dennoch für mein Kind eine solche Schulzeit wie diesen Abend. Mit gegenseitiger Akzeptanz, Spaß und Geselligkeit.

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Über Anne

Teilzeit-Alleinerziehend, Teilzeit-arbeitend, manchmal überfordert, Mama eines zuckersüßen Buben, Soldatenfrau, ein wenig verrückt und mit ganz viel Herz ausgestattet.