Heidnischer Kult – und wir frönen ihm
Wie jedes Jahr ist es auch diesen 30. April soweit – Walpurgisnacht!
Und passend dazu wünschte ich mir zu meinem 30. Geburtstag die Walpurgisnacht auf dem Brocken, dem Hexentanzplatz und in den umliegenden Orten zu erleben.
Doch vorher musste ich mich doch erst mal noch näher mit dem Thema beschäftigen.
Zum Aberglauben
„Sie tanzen wieder. Die Hexen.“
Zahlreiche Künstler griffen das Thema immer wieder auf. Für Leipzig ganz bekannt: Goethe und sein Faust. Feierten da nicht die Hexen am Brocken eine wilde Orgie?
Egal wie, all diese Künstler ließen das Thema stets lebensbejahend erscheinen und mittlerweile ist die Walpurgisnacht untrennbar mit dem Brocken verbunden.
Mystisch. Mysteriös.
Die Walpurgisnacht geht wohl auf die Heiligsprechung der Walburga im 9. Jahrhundert zurück.
Zur Abwehr des Bösen werden bereits Tage zuvor Vielerorts die Kirchglocken geläutet…
Ok. Ich geb’s zu. Bin nicht gerade religiös.
Mich reizt vielmehr der Flair der Tage. Diese mystische Aura. Das leicht verrückte, wenn um einen herum die Hexenfeuer brennen. Die Hexen und Teufel tanzen. Alles ist in Bewegung. Nichts steht still.
Typisch in der Lausitz
Noch ein Geständnis: Ich bin keine gebürtige Leipzigerin. Ich stamme aus der Lausitz. Dort hat die Walpurgisnacht ihren eigenen Charakter.
Als ich nach Leipzig kam und Freunden und Kollegen von dem heimatlichen Brauch berichtete, lachten die.
„Ihr seid doch verrückt.“
Hm, vielleicht.
Was in der Lausitz passiert?
Wir schichteten in den zwei Wochen vor dem Fest immer fleissig den Baumverschnitt an festgelegten Orten in den Dörfern und Städten auf. Die Jugend teilte sich zur Bewachung ein. Denn es gehörte zum Brauch zu versuchen, die Haufen der Nachbardörfer anzuzünden. Brannten die Hexenhaufen noch vor dem 30.04. komplett nieder, durfte kein neuer geschichtet werden. Und auch im Folgejahr durfte kein Hexenfeuer in dem Ort brennen. Es war immer ein Spaß in einer Nacht-und-Nebel-Aktion gut getarnt über die Felder zu robben, um den Haufen der Konkurrenz zu entzünden.
Am 30.04. selbst wurde der Mai-Baum mit Girlanden geschmückt und auf gestellt. Da wechselte die Jugend ihren Standort zum Schutz des Baumes. Denn wenn der in der ersten Nacht – der Walpurgisnacht – gefällt wurde, durfte ganze 7 Jahre kein neuer aufgestellt werden.
„Oh, welch Spaß als die Schnapsdrossel des eigenen Dorfes, eine Woche nach dem Aufstellen, den Baum fällte. Oder es zumindest versuchte.“
Nach zuletzt genannter Aktion, wurde zumindest bei uns immer eine 2 Meter hohe Metallplatte angebracht.
Nach dem Mai-Baum-Aufstellen sammelten sich die Kinder um die aus Stroh und alten Kleidungsstücken gebastelte Hexe und marschierte mit Laternen und Fackeln durchs Dorf. Die Treibjagd der Hexe und der Prozess begann 🙂
Die Hexe wurde mit großem Brimborium auf den Haufen gestellt und die Kinder schmissen ihre Fackeln auf den Hexenhaufen. Sobald die Hexe Feuer fing wurde gejubelt und die Party begann.
Wenn ich das jetzt so lese…
…boah…waren / sind wir verkorkst.
Für mich gehörte es aber einfach zur Kindheit dazu.
Und nun?
Ich freue mich tierisch dieses Event an seinem Ursprungsort bzw. dem Ort zu erleben, der einfach so bekannt für diese Nacht ist.
Ich bringe bestimmt viele Eindrücke von dort mit 🙂