Vom Fördern und Fordern künftiger Grundschulkinder | Warum ich von unserer Kita enttäuscht bin und mein Kind definitiv schulreif ist
Es dauert nicht mehr lange. Mein Sohn steht kurz vor seiner Einschulung und dann beginnt auch für uns das Abenteuer „Schule“.
Und eines ist uns bereits jetzt klar:
Da gehört er auch hin!
Vor wenigen Tagen schrieb ich noch davon, dass gestresste Kinder nicht lernen würden. Dennoch bin ich von unserer Kita enttäuscht und möchte euch davon sowie von dem was ich mir von der Schule erhoffe berichten.
Endlich raus aus der Kita
Wenn man sein Kind in die hoffentlich fähigen Hände von Kita-Erziehern gibt, hat man irgendwie stets Vorstellungen wie denn der Tag so abläuft. Bei uns wurden diese auch vorab durch die Kita-Leitung sowie durch die Erzieherin in den ersten Eingwöhnungstagen gefördert.
Es gibt feste Essenszeiten in geselliger Runde, später dann Vorlese- und Bastelstunde und natürlich viel Spielzeit. Klingt gut? Dachte ich auch!
Nein, die Kinder werden hier nicht bereits auf Schulstunden vorbereitet. Die Erzieher nennen diese – sagen wir mal – Einheiten einfach so, um dem Tag etwas Struktur zu verleihen.
Doch schnell wurde mir klar: So ganz stimmt das nicht, was mir damals in den Gesprächen angeführt wurde.
Hier mal ein Einblick in den Kita-Alltag meines Sohnes
Diesen kenne ich vor allem, weil mein Sohn endlich in dem Alter ist, um mir davon zu berichten und ich auch Augen im Kopf habe.
Aber nun zu seinem Alltag:
Ich gebe ihn morgens pünktlich zum Frühstück mit seinen Freunden ab. Sie sitzen dann alle etwa 30 Minuten brav am Tisch, quatschen, machen Faxen und essen die Leckereien, die wir Mamas ihnen eingepackt haben. Danach gibt es noch je nach Wetterlage eine kurze oder eben eine vormittagfüllende Spielrunde im Betreuungsraum. Ist das Wetter schön, geht es natürlich stattdessen für 1 bis 2 Stunden in den Garten. Dann ist aber auch schon kurz nach 11 Uhr Zeit fürs Mittagessen sowie ab 12 Uhr Mittagsruhe. Hier werden dann ab und an Geschichten vorgelesen oder von CD/Kassette angehört. 14 Uhr werden die Kinder aus den Betten gescheucht, räumen ihre Bettenlager auf und nehmen bald schon für die Vesper an den Tischen platz. Danach geht es wieder an die Luft oder sie spielen im Raum bis sie abgeholt werden.
Vor wenigen Monaten wurden dann die Gesprächsrunden für 9 Uhr morgens eingeführt. Was macht euch Spaß? Was wollen wir beim nächsten Kinderfest machen? Usw.
Basteln? Das kommt sehr selten vor. Die Kinder sollen selbst kommen und die Erzieherin dazu auffordern etwas zu basteln. Am Besten auch gleich noch sagen, was sie denn machen wollen.
Natürlich gibt es ab und an auch kleine Förderprogramme (wahrscheinlich auch von unserem Staat gefordert). Da lernen die Kinder warum Spinnen so nützlich sind und welche Kleidung im Winter angebracht ist. Einiges davon konnte ich im Portfolio (einer Sammlung von gemalten Bildern und Fotos der vergangenen Kita-Jahre) entdecken.
Dennoch fehlte mir immer was
Lassen wir mal das mit dem Basteln beiseite. Das wäre vergebene Liebesmüh nun am Ende der Kita soetwas noch zu fordern. Auch wenn ich schon neidisch war, wenn Kinder anderer Gruppen der selben Kita freudestrahlend einen Becher mit Ostergras zu Ostern mit nach Hause nahmen oder etwas zu Weihnachten, Muttertag oder Vatertag anfertigten.
Ich hatte vielmehr oft den Eindruck, dass die „Lehrpläne“ halbherzig umgesetzt wurden. Versteht mich nicht falsch. Natürlich sollen die Kinder spielen und toben. Doch ich kenne beispielsweise meinen Sohn, er braucht es ab und an gefordert zu werden. Er ist eben wie so viele Kinder sehr wissbegierig und fragt viel warum manches ist wie es eben ist. Und das könnte – muss aber natürlich nicht – ein mal am Tag in einer Runde mit anderen Kindern wie in einer Schulstunde vermittelt werden. Es würden ja schon 30 Minuten reichen. Aber mein Eindruck – und so wie mein Sohn auch berichtete – waren es vielleicht 30 Minuten in der Woche. Einfach mal so hochgerechnet jedenfalls.
Dabei kann man doch ganz gut spielerisch Wissen auch schon den Kleinsten vermitteln.
Gut möglich, dass ich hier zu viel erwarte und mein Kind einfach Kind sein soll. Vielleicht ist es aber auch einfach die gemischte Gruppe (50% Schulreif, 50% frisch von der Krippe gewechselt), die eben nicht immer alles möglich machen.
Fördern statt Fordern
Nein, ich möchte nicht, dass die Kinder gefordert, sondern vielmehr ihre Bedürfnisse gefördert werden. Gerade bei Kindern, die deutlich Schulreif sind, bemerkt man schon die Wissbegierde und kann diese wunderbar spielerisch fördern. Durch kleine Naturkundeprojekte im Kitaeigenen Garten, wo Raupen, Käfer und ähnliches gesammelt werden. Durch das Sammeln von Blättern, um diese zu vergleichen und den Kindern den Unterschied zwischen den einzelnen Baumarten begreiflich zu machen.
Ja, so wie bei einigen Kitas scheinbar der Bogen überspannt wird, fehlt diese Förderung der Kinder bei unserer Kita scheinbar komplett.
Erzieher sollen hier nicht den Schulen vorgreifen und auch nicht Eltern ersetzen. Sie haben meines Erachtens einfach die Chance Kinder auf das künftige Lernen in der Schule vorzubereiten und an die vorhandene Wissbegierde anzuknüpfen. Vor allem liegt auch hier der Vorteil darin, dass Kinder voneinander und untereinander deutlich besser lernen, als wenn wir Eltern es ihnen zig mal herunterbeten.
Ich bin natürlich auch froh, dass die Kita die Kinder nicht zu sehr fordert. Ich möchte nicht, dass mein Sohn bereits im Kindergarten regelmäßig Sprachunterricht nimmt oder festen Religionsunterricht hat. Das ist Wissen was in dem Alter nichts in der Kita zu suchen hat und bei Bedarf und Kindgerecht lieber zu Hause vermittelt werden sollte. Ich denke hier natürlich auch an das kürzlich vorgestellte Buch von Herbert Renz-Polster, welches ich euch hier noch mal wärmstens empfehlen kann.
Jedes Kind hat seine eigenen Bedürfnisse und diese sollten unbdeingt beachtet werden. Daher weiß ich auch, dass das Kapitel Kindergarten nun vollends für uns beendet ist. Mein Sohn wird das den gesamten Tag währende Spielen sicher vermissen. Dennoch ist er deutlich schulreif und kann es auch kaum noch erwarten.
Das erwarte ich von der Schule
Kaum zu glauben, aber ich gehe tatsächlich mit Erwartungen an die baldige Einschulung heran. Ich hoffe einfach, dass mein Sohn in der Masse nicht untergeht. Ich befürchte nämlich, dass er dann den Spaß am Lernen verlieren würde. Immerhin wird er einer von 28 Kindern in seiner Klasse sein. Ich hoffe einfach, dass die Lehrerin erkennt, welches Kind mehr Unterstützung benötigt und welches mehr gefordert werden muss, um sein Interesse am Mitmachen nicht zu verlieren.
Selbstverständlich werde ich zu Hause mein Möglichstes geben meinen Sohn zu bestärken, seine Wissbegierde weiterhin zu fördern und ihm so viel Freiraum wie es nur geht einzuräumen.
Schule ist wichtig, Freizeit zum Kraft sammeln aber auch.
Jetzt seid ihr wieder mal dran
Habt ihr Anregungen oder Tipps wie ich meinen Sohn unterstützen kann?
Wie handhabt ihr es? Arbeitet ihr mit euren Kindern den Schulstoff des Tages zu Hause erneut nach oder lasst ihr Schule einfach Schule sein und animiert eure Kinder lieber dazu auch zu entspannen?
Lasst mich an eurem Wissen teilhaben!
Mit diesem Beitrag bewerbe ich mich für den scoyo ELTERN! Blog Award 2018. Wie ihr lesen konntet, bewerben wir uns nicht mit einem Artikel über Erfahrungen aus dem Schulalltag, sondern mit einem Beitrag zu Enttäuschung, Überraschung und Hoffnung. Drückt mir die Daumen 🙂