Erziehe ich meinen Sohn zu einem selbstständigen Schüler?
Jetzt zum Ende der 2. Klasse stelle ich mir diese Frage immer häufiger. Denn in der Grundschule werden einfach die Grundlagen für alle folgenden Schuljahre gelegt. Das wird mir von allen Seiten immer wieder eingebläut.
Aber ist es wirklich so?
Ich weiß es ehrlich gesagt nicht. Ich kann mich kaum an meine eigene Grundschulzeit erinnern. Und weiß schon gar nicht mehr, ob meine Eltern damals bei mir auch so hinterher waren, dass ich meine Hausaufgaben mache. Oder ob meine Mutter sich für meine Noten einsetzte wie ich es nun bei meinem Sohn mache. Es ist einfach zu lange her…
Doch tatsächlich versuche ich auch meinem Sohn einzutrichtern, dass er Hausaufgaben immer so schnell wie möglich machen soll. Am Besten am Tag, wenn er sie aufbekommt. Dann ist das Wissen, was er machen muss, noch frisch und es geht auch leichter von der Hand. Dadurch, dass ich ihm das einbläue, erhoffe ich mir einen dauerhaften Effekt. Also, dass er auch noch die folgenden Jahre so arbeitet.
Wenn ich so drüber nachdenke, waren meine Eltern bei mir wohl nicht so hinterher. Ich habe selbst im Studium noch immer alles bis zur letzten Minute aufgeschoben. Irgendwie kam ich damit immer durch, machte mir aber auch selbst unnötigen Stress.
Wie selbstständig ist mein Sohn aktuell?
Das sollte ich wohl auch mal erwähnen.
Mein Sohn macht seine Aufgaben direkt nach der Schule, wenn er nach Hause kommt. In der Regel bin ich dann noch bei der Arbeit. Ich muss darauf vertrauen, dass er sie macht. Und ich muss mit einem gewissen Stolz sagen, dass es problemlos klappt. Er setzt sich stets ohne Umschweife damit hin und bearbeitet alles selbstständig.
Da die Lehrerin sehen soll, wo noch Lücken sind, kontrolliere ich nicht. Es sei denn mein Sohn bittet mich darum. Bis auf Deutsch – sein schwächstes Fach – arbeitet er auch fehlerfrei.
Auch was seine Noten und mögliche Berichtigungen angeht klappt es recht gut. Er prüft seine Tests selbstständig und korrigiert die Fehler wie von der Lehrerin gewünscht. In Deutsch muss er beispielsweise falsch geschriebene Wörter mehrfach schreiben, um es nochmals zu verinnerlichen. Und tatsächlich schreibt er die Wörter bei der Korrektur ohne Umschweife richtig. Wäre nur manchmal schön, wenn es schon beim Test richtig gewesen wäre 😉
Wo sind aktuell noch Lücken in der Selbstständigkeit?
Puh, da gibt es eben noch ein paar.
Ich muss ihn immer wieder darauf hinweisen, dass er seine Lunchbox und auch seine Trinkflasche gleich nachdem er nach Hause gekommen ist, in die Küche stellen soll. Leider fordere ich sie selbst auch nicht immer ein und erlebte damit Montag früh schon ein paar unschöne Überraschungen. Gegorener Apfelsaft ist wirklich eklig.
Soll mein Sohn etwas mitbringen erfahre ich es meist am Morgen des Tages, wo er es braucht. Es sei denn ich habe mal vorher durch Zufall in das Hausaufgabenheft geschaut. Auch hier versuche ich meinem Sohn immer wieder ins Gedächtnis zu rufen, dass es wesentlich stressfreier ist, wenn wir darüber sprechen, sobald er davon erfährt. Denn auch Mama kann nicht immer alles daheim haben. Allem voran die Schreibhefte, die „ganz plötzlich“ voll und sofort neue erforderlich sind.
Und Ordnung! Ein wirklich schwieriges Thema. Selbst im Zeugnis der ersten Klasse hieß es „Um Ordnung ist er stets bemüht.“ Ja, sein Schreibtisch sieht katastrophal aus. Da mag ich mir gar nicht vorstellen wie es in der Schule läuft. Hefte haben viele Knicke, Löschblätter verschwinden… hier ist einfach etwas mehr Sorgfalt gefordert. Insbesondere, wenn er Leihexemplare der Bücher hat. Immerhin sollen diese noch ein paar Jahre „überleben“.
Vergessene Unterlagen und Sachen. Boah, wisst ihr wie oft er seine Jacke irgendwo liegen lässt? Oder mal seine Trinkflasche in der Schule oder auch beim Training liegen bleibt? Ein Punkt, der vielleicht auch unter Ordnung fällt. Hier aber einfach mal gesondert erwähnt werden sollte.
Mein Fazit jetzt zum Ende der 2. Klasse
Mein Sohn zeigt schon eine gewisse Selbstständigkeit, hinsichtlich der Bearbeitung von gestellten Aufgaben – egal ob Hausaufgaben oder auch daheim. Den Erfolg dazu kann ich nur bedingt mir zuschreiben. Hier kommt auch eine gute Portion seiner eigenen Ambitionen hinzu.
Ich weiß, dass ich von einem 8-jährigen Jungen nicht erwarten kann, in jeglicher Hinsicht selbstständig zu sein. Das kommt Stück für Stück und wird in den nächsten Jahren auch durch die Schule bzw. den Hort weiter gefördert.
Vielleicht werde ich in ein oder zwei Jahren mal einen kleinen Vergleich anstellen und schauen, was sich so getan hat. Insbesondere hinsichtlich seiner Ordnung bzw. Vergesslichkeit 😉