Die Bundeswehr ist doch kein Wunschkonzert! Aber stellen wir uns vor, sie wäre es. | Thema: Ärzte
Das wurde mir vor dem Einsatz meines Mannes bei Facebook in einer Soldatenfrauengruppe an den Kopf geworfen.
Doch ist die Bundeswehr wirklich kein Wunschkonzert? Dürfen sich weder Soldaten noch Familien gegen das auflehnen was ihnen regelrecht vorgesetzt wird?
Ich habe mir dazu mal Gedanken gemacht und dazu entschieden, einfach mal über das eine oder andere Thema zu schreiben.Heute geht es um Ärzte bei der Bundeswehr
Ob deren Job leichter als von „Otto-Normal-Verbraucher“-Arzt ist, kann ich gar nicht sagen. Jeder hat seine Probleme. Und ich glaube, dass die Ärzte in den Bundeswehrkrankenhäusern einen wirklich guten Job machen.
Aber was ist mit den Ärzten, die sich um so vollkommen normale Krankheiten wie Erkältungen kümmern?
Hier war ich tatsächlich geschockt. Und das nicht zu knapp. Denn was ich die letzten Wochen miterleben durfte, ließ mich vom Glauben regelrecht abfallen.
Lasst mich euch eine Geschichte aus dem Leben eines Soldaten erzählen
Mein Mann kam nicht ganz so fit aus dem Einsatz zurück. Wir wären wohl alle angeschlagen, wenn wir zivil ausfliegen müssten, über 24h auf den Beinen waren, mit 3 verschiedenen Fliegern unterwegs waren, aus einem anderen Klima kamen und zwischen den Flügen lange warten müssten. Er war eben einfach fertig. Nun war er leider auch fast sofort krank. Zwei Tage nach seiner Ankunft viel er beim Frühstück nahezu vom Stuhl und lag anschließend den Rest des Tages im Bett. Sein Kreislauf war einfach ziemlich am Ende. Ich flößte ihm Tee und Wasser ein, animierte ihn zum Essen und brachte ihn 4 Tage nach seiner Rückkehr in die Kaserne zum Arzt. Er hustete, hatte Fieber und Schweißausbrüche. Beim Arzt gab es die üblichen Erkältungsmittel. Paracetamol, ACC und was zum Einreiben. Er solle viel Trinken, schlafen und eben das normale Haushaltszeug bei Erkältung nehmen.
Eine Woche später standen wir wieder beim Arzt. Mein Mann war nicht nun schon mehr als eine Woche nicht in der Lage Auto zu fahren, lag fast nur auf dem Sofa und machte alles in allem einen elendigen Eindruck.
So hatte ich ihn in mehr als 12 Jahren Beziehung noch nie gesehen. Nicht mal als er Keuchhusten hatte.
Die Ärztin verschrieb ihm erneut die üblichen Medikamente und meldete ihn einfach krank. Mittlerweile hatte auch unsere Nachbarin (Krankenschwester in einem unserer leipziger Krankenhäuser) mal einen Blick riskiert und meinte schon, dass der Husten sich verdächtig nach einer Lungenentzündung anhören würde.
Und tatsächlich!
Zwei Wochen nach der Rückkehr meines Mannes waren wir wieder bei der Ärztin. Dieses Mal ging ich mit ins Behandlungszimmer. Das passte der Ärztin natürlich nicht. Da ich aber befürchten musste, meinen Mann nicht zurück zum Auto zu bekommen und dank zwei Wochen Pflege, sowie eigener Ansteckung mit einer Erkältung auf Krawall gepiolt war, musste die Gute einfach mal durch. Ich lächelte freundlich und antwortete, wenn mein Mann das nicht mehr konnte. Denn dank seinem Husten und dem Kreislauf, der sich am Ende befand, hatte er allenfalls noch ein dünnes Stimmchen. Er war einfach ein Schatten seiner selbst.
Nun diagnostizierte sie tatsächlich eine Lungenentzündung und verschrieb Antibiotika. Natürlich dauerte es noch ein paar Tage bis diese wirkten, aber es ging endlich wieder bergauf mit meinem Mann und auch ich durfte mich endlich schonen und meine Erkältung auskurieren.
Was ich aber einfach nicht verstehe: Da kommt ein Mann mit einem bereits 7 Tage, medikamentös behandelten, schleimigen Husten bei der Ärztin an und sie schickt ihn mit den selben Medikamenten nach Hause. Wie wäre es mit einer Blutuntersuchung? Einem genaueren Abhören der Lunge? So viele andere „Otto-Normal-Verbraucher“-Ärzte hätten doch spätestens beim zweiten Besuch Antibiotika verschrieben. Woher soll man denn auch wissen, was der Soldat für eine Krankheit aus seinem Einsatz mitgebracht hat?
Kommen wir zum Wunschkonzert zurück
Ich weiß bereits, dass dieses Verhalten bei der Bundeswehr Gang und Gebe ist. Die Soldaten scherzen schon, dass man mit dem Kopf unter dem Arm erscheinen, muss damit man ernst genommen wird. Einige Soldaten gingen auch einfach in die Notaufnahme und holten sich die erforderliche Überweisung im Nachhinein bei der entsprechenden Stelle.
Ja, unsere Soldaten haben ihre eigenen Ärzte. Und ich habe den Eindruck die machen ihren Job so wie sie gerade lustig sind. Ist deren Job zu sicher? Nehmen die die Patienten nicht ernst? Ich verstehe es nicht.
Nehmen wir also an, dass die Bundeswehr ein Wunschkonzert wäre.
Wie wäre es mit Ärzten, die nicht stapelweise Medikamente rausgeben und Soldaten nicht als starke Männer, sondern als Patienten wahrnehmen, die nicht ohne Grund ihnen gegenüber sitzen? Oder wie wäre es mit entsprechenden Maßnahmen, wenn Soldaten länger ausfallen als eigentlich nötig? Oder der Erkenntnis, dass wenn Maßnahmen nach einer Woche nicht greifen, einfach noch etwas anderes erfolgen sollte? Oder, dass eine ärztliche Untersuchung nach dem Einsatz nicht innerhalb von 6 Wochen sondern 3 Tagen erfolgen sollte.
Ich will nun natürlich nicht alle Ärzte der Bundeswehr über einen Kamm scheren. Aber bisher waren die Erfahrungen in mehr als 12 Jahren bei der Bundeswehr ziemlich maßgeblich für diesen Blogpost. So oft war mein Mann krank und ging nicht zum Arzt, weil er dort eh keine Behandlung erhalten würde. Keuchhusten und Lungenentzündung hätten mit hoher Wahrscheinlichkeit vermieden werden können.
Und jetzt die Frage an Soldaten und Soldatenfrauen
Wie sind eure Erfahrungen mit dem Thema Ärzte bei der Bundeswehr?