Schockmomente und respektloses Handeln – unser Wochenende (in München)
Unser Wochenende war schon recht individuell. Wäre es so oder so geworden. Aber durch die Ereignisse vom Freitag wurde dann doch alles anders als wir es uns vorgestellt hatten.
Aber erst mal ganz von Anfang an…
Wir reisten am Donnerstag von Leipzig aus in München an. Es war ein recht anstrengendes Wochenende geplant. Daher durfte unser Kind eine Woche Urlaub bei Oma und Opa machen. Die täglich geschickten Fotos von unserem Kind beim Basteln, Toben und Planschen sagten uns, dass alles in Ordnung war und wir beruhigt fahren konnten.
So trafen wir Donnerstag Abend bei einer illustren Runde von Ossis ein, die schon mal ordentlich vorglühte. Am nächsten Tag heiratete der jüngste Sohn – mein bester Freund. Und neben Familie waren auch viele Freunde angereist. Der Abend stand vielversprechend für einen schönen Folgetag mit der Traumhochzeit schlechthin.
Der Freitag…
…begann auch genau wie geplant. Zum Frühstück fanden sich alle Gäste nach und nach beim Bäcker ein und verschwanden dann auch schnell wieder. Man musste sich ja schick machen.
Die Fahrt in der Kolone zum Standesamt klappte reibungslos und wir stellten uns bereits zum Einmarsch im Spalier auf. Alles war perfekt!
Trauung, Fotoshooting und Fahrt zum Hotel, wo uns der Bus holte. Besser konnte es nicht laufen. Sogar Zeit für ein paar kleine fiese Einlagen hatten wir und schmückten eifrig mit Konfetti das Brautzimmer 🙂
Passend zum Kaffee ging es dann mit dem gemieteten Bus in die Innenstadt von München. Auf zum Augustiner Brauhaus. Eine sehr schöne Location!
Kleiner Empfang, Kuchen und die ersten Spiele sowie Programmpunkte folgten.
Doch dann pünktlich zum Abendessen…
…ging es los. Die ersten Handys klingelten. „Ist bei euch alles ok?“ Wir wussten von nichts. Waren ob dieser Fragen irritiert. Gäste tauschten verwirrte Blicke.
Dann kam der Bruder des Bräutigams: „Bitte bleibt alle im Gebäude. Am Stachus sind Schüsse gefallen.“ Entsetzte Blicke folgten. Zu dem Zeitpunkt wussten wir nicht, dass es sich um eine Falschmeldung handelte. Dass die Schüsse ausschließlich am OEZ gefallen waren.
„Wir wurden eingeschlossen!“
Das Personal des Brauhauses bemühte sich darum alles normal zu halten. Sie lächelten – wenn auch gezwungen – und brachten uns das sauleckere Essen. Doch wir sahen ihre Blicke. Wie sie all zu oft ängstlich zur Tür schauten.
Wir waren im Festsaal im Keller. Das Restaurant war mittlerweile abgeschlossen und nur der Manager konnte noch aufschließen.
Das war natürlich der Moment wo mein Mann sich ausschließen musste, da seine Mutter anrief. Versucht den dann mal wieder rein zu bekommen!
Eigentlich war die Feier damit gelaufen
Aber wir machten gute Miene zum bösen Spiel und versuchten die Stimmung zu halten. Die Familien daheim zu beruhigen. Die Münchner Gäste abzulenken. Dem Brautpaar die Feier nicht komplett zu versauen. Wir tanzten Annemarie und machten eine Hut-Modenshow.
Dann durften wir endlich raus!
Waren wir froh frische Luft schnappen zu können. Tief durchatmen. Nach gefühlten 40 Grad und extrem stickiger Luft. Kam uns wahrscheinlich nur so vor. Waren schon klaustrophobisch. Aber uns viel ein Riesenstein vom Herzen, dass sich die Lage scheinbar soweit beruhigt hatte um die Türen wieder zu öffnen.
Aufgrund der eigenwilligen Meldungen zur Lage, die wir immer wieder mal erhielten, schauten wir evtl. nicht weit genug über den Tellerrand hinaus.
Jedensfalls entstand da dieses Bild:
Es war grundlegend zur Beruhigung der Freunde und Verwandte gedacht. Doch es gefiel mir so gut, dass ich es bei Twitter postete. Schwerer Fehler!!! In dem Moment war ich mir nicht bewusst, dass es respektlos wäre. Es war für uns schlicht ein Zeichen, dass es uns gut geht.
Doch nur kurze Zeit nachdem ich es auf Twitter veröffentlicht hatte kamen die ersten Reaktionen:
Ok. Der größte Fehler war erst mal, dass wir gelächelt hatten. Der nächste, dass ich es wagte es zu veröffentlichen. Und der dritte, dass ich den Hashtag München verwendete. Übrigens poste ich immer den Hashtag des Ortes an dem das Foto entstand. Aber in dem Moment unerheblich.
Ich war genervt. Aber zu dem Zeitpunkt keinerlei Schuld bewusst.
Ich sage es wie es ist:
Ich schäme mich nicht, dass wir „Spaß hatten“! Ich hätte das Foto nicht an dem Abend veröffentlichen dürfen. Aber ich schäme mich definitiv nicht dafür.
Es war respektlos gegenüber den Familien der Opfer. Aber nicht böse gemeint.
Nicht mal 1h nach Veröffentlichung war es wieder gelöscht. Ich war in dem Moment das Drama leid.
Natürlich gedenke ich den Opfern und auch den armen Eltern des Täters, die nun heftig Kritik einstecken müssen. Aber sorry, das Leben geht weiter!
Ich ärgere mich nun, dass ich das Bild live gestellt habe. Aber noch mehr über die Reaktionen. Sie hätten es ja schlicht ignorieren können, statt direkt anzufeinden 🙁
Und wie war unser Wochenende sonst so?
Wir wollten am Tag nach der Hochzeit zum Sommernachtstraum. Konzerte, Feuerwerk der Superlative…das lockte. Aber aufgrund der Ereignisse war alles restlos abgesagt. München war wie ausgestorben. Vergleicht man es mit dem normalen Ansturm in der Stadt herrschte praktisch tote Hose.
Wir blieben dennoch!
Wir gingen ein wenig cachen (dazu das Bild vom Webcam-Cache, wir sind die in der Seifenblase), auf den französichen Markt beim Rindermarkt, ins Pub und abends noch ins Kino zu Independence Day 2.
Dennoch war das restliche Wochenende mit einer bedrückten Stimmung verbunden. Auch wenn wir versuchten das Beste draus zu machen 🙁