Mein erstes Einsatznachbereitungsseminar der Bundeswehr

Anne/ Februar 13, 2018/ Bundeswehr

Wahrscheinlich bekomme ich eins auf den Deckel, wenn jemand von den Beteiligten des Wochenendes das hier liest. Aber wisst ihr was?
Dieses Seminar hat tatsächlich einen solch schlechten Ruf, dass ich mich nahezu genötigt sehe darüber zu berichten und für einige diese zahlreichen negativen Aspekte auszuräumen.
Daher gibt es nun hier meine Erfahrungen zu diesem mit der Familie angesetzten Seminar der Bundeswehr.

Das ist das Einsatznachbereitungsseminar

Alle Soldaten, die in den vergangenen Monaten für einen Einsatz im Ausland waren, sind dazu verpflichtet an einem solchen Seminar teilzunehmen. In der Regel erfolgt diese Verpflichtung durch einen schriftlichen Befehl.
Viele Soldaten nehmen unter der Woche und ohne Familie an den Einsatznachbereitungsseminaren teil. Denn dann sind sie etwas flexibler.
Die Termine mit den Familien finden wohl monatlich statt und sind organisatorisch etwas herausfordernder. Immerhin müssen sich meist die Partner ebenfalls frei nehmen bzw. die Kinder sind schulpflichtig und können nicht einfach an einem Freitag schon zu Mittagszeit bei einer solchen Veranstaltung erscheinen.
Ziel eines Einsatznachbereitungsseminar ist es offen, aber unter dem Schutz der Verschwiegenheit anderer Teilnehmer, über den Einsatz zu sprechen. So lassen sich mit unter sensible Themen diskutieren und durch Unterstützung des anwesenden Personals entsprechende Hilfestellungen wahrnehmen.
Leipziger Mama - Mein erstes Einsatznachbereitungsseminar der Bundeswehr

Meine Erfahrung mit dem Einsatznachbereitungsseminar

Familienevent ohne gemeinsame Zeit

Ich reiste mit gemischten Gefühlen an. Immerhin sollte ich hier ein wertvolles Wochenende opfern.
Da es sich um ein Event für Familien handelt, dachte ich ursprünglich, dass wir auch als Familie „therapiert“ werden. Aber der Zahn wurde mir schon im Vorfeld von meinem Mann gezogen. Die Soldaten hatten ihre eigene Gesprächsrunden.
Damit handelte es sich zwar um ein Familienevent, aber im Endeffekt waren wir die meiste Zeit getrennt.
NA TOLL!!!
Damit hatte ich direkt keine Lust mehr dorthin zu fahren. Wozu sollte auch die Familie dabei sein, wenn wir dann doch keine Zeit miteinander verbringen würden?
Bereits bei der Begrüßung wurde das natürlich noch bestätigt. Die Männer hatten ihre eigenen Gruppen und starteten noch am selben Tag mit ihrer ersten Runde des Seminars. In der Zeit wurden die Kinder betreut und wir Frauen beschnupperten einander bzw. checkten schnell noch ein.
Dabei baute ich direkt einen Draht zu einer der anderen Frauen auf. Perfekt, denn unsere Kinder sind im selben Alter, wir saßen beide in der Patsche wegen dem verspäteten Check-In und irgendwie befanden wir uns von jetzt auf gleich auf einer Wellenlänge. Insbesondere, da wir beide wegen dem Event genervt waren. Immerhin war es ja kein wirkliches Familienevent.
Damit verbrachten wir fast alle Mahlzeiten zusammen, wo auch unsere Männer wieder auftauchten. Und auch die Abende waren damit um einiges lustiger. Vor allem durch den Hoteleigenen Pool 😉 Oder unseren gemeinsamen Ausflug zum Meeresaquarium in Zella-Mehlis.

Die Einsatzzeit der Soldatenfrauen

So, nun aber zu dem Seminar der Frauen selbst und den eigentlichen Grund für diesen Beitrag.
Ja, es gibt natürlich auch mal Männer, die mit einer Soldatin verheiratet sind. Doch bei diesem Event waren wir tatsächlich nur Frauen. Daher auch die Überschrift mit den Soldatenfrauen 😉
Auch wir Frauen hatten unseren eigenen Einsatz. Nicht nur die Männer!
Wir haben zu Hause alles zusammengehalten. Dafür gesorgt, dass der Laden am Laufen gehalten wurde. Und damit auch unseren Männern den Rücken frei gehalten. Das ist eine anstrengende Zeit, die viel Kraft braucht und damit als ein eigener Einsatz zu werten ist.
Daher sollte bei diesem Seminar diskutiert werden, was wir für negative oder positive Erfahrungen aus dem Einsatz mitgenommen haben. An sich nicht schlecht. Jede hat andere Erfahrungen gemacht und kann entsprechend ihr Wissen weiterreichen.
Zum Teil reichte es schon zu wissen, dass man mit dem was man erlebte nicht allein war. Freunde, die nicht hielten was sie vorab versprachen. Das Gefühl von Einsamkeit. Aber auch die positiven Effekte wie ein Gewinn an innerer Stärke. Denn jede wuchs an den Aufgaben, denen sie sich stellen musste.
Das ist auch der Grund, weshalb ich dieses Seminar für mich positiv werte. Auch wenn wir als Familie an diesen drei Tagen mehr getrennt denn zusammen waren, war der Austausch mit anderen Soldatenfrauen für mich eine gute Basis, um diesen Einsatz für mich abzuschließen. Ich habe neue Kontakte geschlossen, Wissen über Möglichkeiten die sich nach einem Einsatz für die gesamte Familie bieten gewonnen und auch die Kraft gefunden einige Dinge mit meinem Mann zu diskutieren. Denn leider blieb zwischen uns einiges ungesagt.
Sollte also nun eine andere Soldatenfrau diesen Text lesen, dann bitte, nimm die Chance wahr. Es ist zwar blöd, wenn du nicht die gesamte Zeit zusammen mit deinem Mann und den Kindern verbingen kannst. Aber dafür kannst du offen Dinge ansprechen, die dich beschäftigen. Die anwesenden Mitarbeiter des Sozial Dienstes helfen einem sehr gut dabei gewissen Dingen einen neuen Blickwinkel zu verleihen. Zudem finden die Events meist in Gegenden statt, die ideal für einen kleinen Kurzurlaub sind 😉
Leipziger Mama - Mein erstes Einsatznachbereitungsseminar der Bundeswehr

Share this Post