Lesesonntag: „Liebes Kind“ von Romy Hausmann
Ich ließ mich von den Begeisterungsstürmen im Netz anstecken und kaufte mir letzten Monat dieses Buch. Naja, man sollte wohl wirklich immer seine eigene Meinung bilden. Denn nicht jedes Buch trifft absolut jeden Lesegeschmack.
“Liebes Kind“ ist gut geschrieben, aber es gibt dennoch ein wesentliches Detail, das mich an diesem Buch extrem stört. Welche? Lest einfach weiter 😉
Über „Liebes Kind“ von Romy Hausmann
Dieser Thriller beginnt, wo andere enden. Bei einer Frau, die Lena genannt wird. Sie lebt mit ihren Kindern in einer fensterlosen Hütte mitten im Wald. Ihr Leben folgt strengen Regeln. Mahlzeiten, Toilettengänge, Lernzeiten werden minutiös eingehalten. Sauerstoff bekommen sie über einen »Zirkulationsapparat«.
Der Vater versorgt seine Familie mit Lebensmitteln, er beschützt sie vor den Gefahren der Welt da draußen, er kümmert sich darum, dass seine Kinder immer eine Mutter haben. Doch eines Tages gelingt ihnen die Flucht – und nun geht der Albtraum erst richtig los. Denn vieles deutet darauf hin, dass der Entführer sich zurückholen will, was ihm gehört.
In ihrem emotional schockierenden und zugleich tief berührenden Thriller entrollt Romy Hausmann Stück für Stück das Panorama eines Grauens, das jegliche menschliche Vorstellungskraft übersteigt.
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Meine Meinung zu „Liebes Kind“ von Romy Hausmann
Achtung! Es gibt vielleicht ein paar Spoiler. Die kann ich aber einfach nicht vermeiden.
Das ist mir wirklich noch nie passiert. Wirklich noch nie. Doch das ist das erste Buch, wo ich tatsächlich alle Hauptfiguren hasste. Normalerweise hege ich zumindest Sympathie für eine Figur. Und sei es das Haustier. Doch hier hasste ich wirklich jeden einzelnen Charakter.
Hannah, die Tochter von Lena, ist eigen. Gut möglich, dass hier die Psychotherapeutin recht hat und das Mädchen an einer Form von Autismus leidet. Dennoch ist es einfach furchtbar in diese Gedankenwelt abzutauchen. Für sie sind alle Erwachsenen außer ihrem Vater dumm. Und sie hält mit ihrer Meinung auch nicht wirklich hinter dem Berg. Zeitgleich ist sie unglaublich kindlich. Was sich daran zeigt, wie sie malt und über welche Fantasie sie verfügt. Einfach nur widersprüchlich. Und es rief bei mir einfach nur Abneigung hervor.
Ebenso wie Lenas Vater. Ja, es ist gut, dass er für seine Tochter und die Wahrheit kämpft. Doch dabei stellt er sich verdammt dumm an. Es gibt schon ein paar Parallelen zu Hannah. Im ganzen Buch gab es nicht gerade wenige Stellen bei denen ich schreien wollte. Wie kann man nur so engstirnig sein?
Und dann war da auch „Lena“. Eigentlich das perfekte Opfer. Auch wenn sie irgendwann ihre Stärke erkennt und sie für ihre Freiheit kämpft. Da sie aber nur schwer wieder ins Leben findet und auch nicht bereit ist Hilfe anzunehmen, hätte sie vermutlich auch in der Hütte bleiben können. Sie benahm sich von vornherein vollkommen irrational und ich konnte nur schwer Mitleid empfinden.
Ich wusste wirklich nicht, wie ich „Liebes Kind“ von Romy Hausmann bewerten sollte. Da es bei mir aber zumindest negative Emotionen weckt und ich es dennoch verschlungen habe, finde ich schon, dass es 4 von 5 Sternen verdient hat. Zudem war mir bis zum Schluss nicht klar, wer der Entführer ist, was dieser noch ausheckt und was eigentlich mit allen Beteiligten noch passieren könnte. So muss dann ein Thriller einfach sein. Unvorhersehbar 😉
Bewertung: 4 von 5 Sternen
Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
ISBN: 342326229X