Lesesonntag: "Der Löwe büllt" von Tommy Jaud
Vor gut 3 Jahren las ich bereits ESMI und war hin und weg. Mein Mann (kein allzu begeisterter Lese dafür Hörbuch-Fan) zitiert noch heute gern aus diesem Buch. Denn es ist eine wunderbare Lebensphilosophie, die einem den Stress so manches Mal nimmt.
Nun gibt es wieder ein neues Buch von Tommy Jaud. Und auch wenn mir daran so einiges einfach nicht gefiel, muss ich es euch hier einfach vorstellen. Eben ein perfekter Begleiter für den nächsten, voll verplanten Urlaub in der Hotelanlage.
Über „Der Löwe büllt“ von Tommy Jaud
Nico Schnös versteht die Welt nicht mehr.
Ist er denn der einzige, der im Büro Kaffeebohnen und Wasser auffüllt oder die Tassen abwäscht? Muss er denn wirklich seine Abende allein mit Wein und Netflix verbringen, während seine Frau plötzlich zu Meditationen geht? Und warum gibt ihm seine Mutter täglich unnütze Infos durch? Immerhin erst seit seit Vater verstorben ist. Aber dennoch auf Dauer belastend.
Bald ist Nico so angespannt, dass er seine Zahnschienen im Wochentakt durchknirscht. Im Großraumbüro flieht sogar der Saug-Roboter vor ihm. Am Altglascontainer fragt man ihn schon, wie sein Restaurant heißt.
Als Nico dann gerade für sich Bohnen sowie Wasser aufgefüllt und auch schnell eine Tasse abgewaschen hat, wird ihm diese von einem Kollegen vor der Nase weggeschnappt. Aus Wut schmeißt er ihm eine Tasse an den Kopf. Großer Fehler. Der Kollege ist ein hohes Tier im Konzern und sein Chef versetzt ihn in den Zwangsurlaub: zehn Tage Ferienclub auf den Kanaren. Entweder Nico kommt wieder runter, oder er ist seinen Job los.
Nico nutzt die Chance. Seine Frau will nicht mit. Also lädt er trotzig seine Mutter ein. Relaxen und zeitgleich etwas Gutes für die Mama tun? Das wird einfach. Doch die Frau Mama hat eine ganz eigene Vorstellung davon, wie »ihr Schatz« sich am besten entspannt …
Der Roman für alle, die schon einmal mit ihren Eltern im Urlaub waren.
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Meine Meinung zu „Der Löwe büllt“ von Tommy
Irgendwie stolpert der arme Kerl von einer Katastrophe in die nächste. Dabei ist er eigentlich ein ganz einfacher, gemütlicher. Auch wenn er seine Gefühle nur schwer ausdrücken kann. Und gerade das ist der Punkt, der ihm das Leben schwer macht. Wenn er mal ausspricht was ihn belastet, verstehen es andere falsch oder beachten es nicht.
So landet er eben mit seiner Mutter im Urlaub auf den Kanaren. Er 47, sie 74. Oder 75? Das scheint im Buch nicht immer gleich zu bleiben 😉 Jedenfalls sind beide schon etwas älter und eben auch ein merkwürdiges Paar.
Nico schloss ich direkt ins Herz. Er ist meinem Bruder auf eine merkwürdige Weise ähnlich und ich kann es mir sehr gut vorstellen, dass auch er in 10 Jahren mit unserer Mutter allein verreist. Könnte dann wohl ähnlich wie in „Der Löwe büllt“ zugehen.
Übrigens: Nein, ich habe hier das „r“ in „büllt“ nicht vergessen. Der Titel ist wirklich so. Und warum der Löwe hier eben nicht brüllt wird in der ersten Hälfte des Buches deutlich. Leider in Zusammenhang mit der Mutter, die einfach ihren erwachsenen Sohn nicht ernst zu nehmen scheint und nichts daran schlecht findet, ihn vor all den fremden Leuten lächerlich zu machen. Die Frau mag ich nicht mal geschenkt haben.
Ebenso wie den Urlaub. Irgendwie läuft alles in der Hotelanlage ab. Alles ist durchgetaktet. Und selbst ein Abstecher zum Strand endet darin, dass man gedrängt zwischen Massen anderer Touris im Sand liegt. Ohne Privatsphäre. Ohne Ruhe. Meine Horrorvorstellung eines Urlaubs. Auch wenn ich mich gern mal rundum verhätscheln lassen würde, wenn ich im Urlaub bin. Statt Abwasch, Kochen und Hinterräumen.
Oh, wäre ich aber mit Nicos Mutter unterwegs, könnte ich ihr dabei zusehen, wie sie das frisch geputzte Bad der Hotelanlage erneut putzt. Schräg, oder?
Wisst ihr eigentlich auch, wie der Chef Nico während seines Urlaubs im Auge behalten hat? Über seinen Fitness-Tracker! Nico sollte einen Ruhepuls von 60 nachweisen. Eben zeigen, dass er auch entspannen kann. Etwas fragwürdig. Eben erst mal, weil Nico dafür entgegen des Datenschutzes sein Passwort rausrücken musste. Dann aber auch, weil ich glaube, dass nicht jeder einen Ruhepuls von 60 haben kann. Das variiert doch je nach Geschlecht, Größe und Gewicht. Ich kann wirklich verstehen, dass Nico sich da entspannt fühlte, als er den Tracker los war. Zumindest für 30 Minuten. Danach musste er ihn vor Mutter und Türken verstecken. Fragt lieber nicht wo. Nur so viel: der Vibrationsalarm dürfte dann interessant sein.
So, genug geschwafelt. Sonst komme ich hier nie zum Ende. An sich ist das Buch klasse für zwischendurch. Aber viele Höhen in der Story kann man nicht erwarten. Es plätschert mitunter einfach so dahin. Wobei Schreibfehler in den Texten und die Zeitsprünge schon schwierig sind, wenn es um den Lesefluss geht. Dennoch wurde mir durch dieses Buch wieder mal klar: Unsere Art des Urlaubs ist für mich definitiv passender 😀
Bewertung: 3 von 5 Sternen
Verlag: FISCHER Scherz
ISBN: 3651025586